Passito aus Italien

Passito aus dem Piemont – Die Süße der Zeit

Manche Weine entstehen nicht einfach im Keller – sie reifen im Rhythmus der Jahreszeiten, im Stillstand des Windes, im sanften Vergehen der Tage. Der Passito aus dem Piemont ist solch ein Wein: Ein Konzentrat aus Geduld, aus Sonne und der stillen Kunst, das Leben zu verlangsamen.

Die Trauben für diesen Wein werden nicht sofort gepresst. Sie bleiben liegen – auf Strohmatten, in gut belüfteten Räumen oder an den Rebstöcken selbst, wenn das Wetter mitspielt. Sie schrumpfen, welken, verlieren Wasser – und gewinnen dabei das, was man Zeit nennen kann: Tiefe, Dichte, Seele.

Im Glas leuchtet der Passito bernsteinfarben bis mahagonifarben, je nach Rebsorte und Reife. Die Nase ist berauschend – getrocknete Feigen, kandierte Orangenschale, Honig, Nüsse, ein Hauch von Tabak, manchmal sogar Lavendel oder Myrrhe. Jeder Schluck ist eine kleine Offenbarung: süß, ja, aber mit Struktur, mit leiser Würze, mit langem Nachhall. Kein klebriger Likör, sondern ein archaischer Genuss, der an alte Klöster, kleine Fässer und vergessene Rituale erinnert.